Montag, 25. Juli 2016

Die Allmacht der Smartphones oder die Hörigkeit zum Wetterbericht

Die Allmacht der Smartphones oder die Hörigkeit zum Wetterbericht
- oder was Wetterberichte und Lawinenlageberichte gemeinsam haben


Bergsteigen  ist in allen seinen mittlerweile hochspezialisierten Detaildisziplinen immer noch ein "Outdoor Sport". 

perfektes Bergwetter auf der Adlersruhe, Großglockner, Foto: Sepp Schiefer
Mir kommt vor, dass sich immer mehr Aktive dieser Tatsache nicht (mehr) bewußt sind. Mit glasigen Augen wird in die Smartphones gestarrt, gegoogelt und alles was dann rauskommt ohne nachdenken für bare Münze gehalten und in der Natur drauf los gerannt, bzw. einfach zu Hause geblieben.

Doch gerade beim Bergsteigen ist der wichtigste Muskel das Gehirn, wie einer der berühmtesten Kletterer aller Zeiten, Wolfgang Güllich, zu sagen pflegte. Man kann es auch einfacher formulieren: der Hausverstand ist nach wie vor gefordert!

Der Wetterbericht - gleich wie der Lawinenlagebericht sind beides P r o g n o s e n für die Zukunft, also keineswegs 100% ig zuverläßige Quellen!! Bitte nicht mißverstehen, trotzdem wichtige Grundlagen zur Tourenplanung, aber mit entsprechendem Stellenwert. Gerade da happert es aber dann bei vielen Aktiven Bergsportlern. Da werden eifrig farbige Tabellen verglichen, "Munter" Grade gerechnet und Piktogramme für bare Münze genommen. Und dann das Ergebnis 1 : 1 in die Natur übertragen, ohne dass die tatsächlich herrschenden Verhältnisse in der Schneedecke oder am Himmel mit einbezogen werden.

A b e r  - die Natur läßt sich auch im Zeitalter der Computer noch immer nicht 100 % ig genau berechnen oder vorhersagen!

Wichtigster Bestandteil dieser Schätzmethoden ist also immer noch das Gehirn. Es ist einfach notwendig den Wetterbericht auf Tour immer wieder zu verfizieren, also in der Natur nach checken, ob sich das Wetter auch so entwickelt wie vorhergesagt und dann halt entsprechend  zu agieren bzw. reagieren. 
Selbiges gilt natürlich im Winter für den Lawinenlagebericht. Das funktioniert natürlich nur mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung. 

Abendstimmung am Gosaukamm, wie wird das Wetter morgen? Blick aus meinem Wohnzimmer

Auf die Idee zu diesem Beitrag kam ich, als ein user im fb eine Begehung der Super via ferrata am Dachstein postete, und das Wetter offenbar deutlich besser als angesagt war, eine gelungene Tour also. Viel interessanter als der sehr gute Bericht waren aber die verschiedenen Reaktionen der Mitleser. Daraus konnte man entnehmen, dass sich keiner die Mühe machte, die Bilder wirklich genau an zu sehen. Mehrheitlich wurde eine Begehung einer so langen Tour bei so schlechtem Wetterbericht verurteilt, ja man konnte fast schon von einem kleinen "Shitstorm" reden.

Was wäre gewesen, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, der Wetterbericht eben perfekt auf "schön", und das Wetter allerdings viel schlechter, oder gar ein Unwetter im Anmarsch? Auch dann wäre der Bergsteiger eben genötigt, die Natur zu beobachten und seinen Hausverstand ein zu schalten und dann eben entsprechend zu reagieren. 

wenn der Sturm mal da ist, brauchst keinen Wetterbericht mehr. 5300 m am Denali, Alaska

Fazit an dieser Stelle, bitte liebe Bergsteiger Kollegen, schaltet bei Aufnahme von Informationen auch euer Gehirn ein! Der Hausverstand ist beim Bergsteigen nach wie vor der wichtigste Ausrüstungsgegenstand. Die beste Ausrüstung und das schönste, schnellste, coolste Smartphone kann die Natur noch immer nicht vorausberechnen! Mit ensprechender Planung und Beobachtung kann man bei fast jedem Wetter am Berg unterwegs sein.

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